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Transpersonale Psychologie und Psychotherapie
Die Frage des
Monats
April 1998
Juni 1998



Die Frage des Monats Mai 1998 lautete:

Was verstehen Sie unter dem Begriff
"Seele" ?


Auf diese Frage gingen 31 Antworten ein. Herzlichen Dank
an alle, die sich daran beteiligt haben.

Friedhelm Pielage



Die dem Leben innewohnenden immateriellen Inhalte. Den geistigen Teil des Universums. Die Seite der Wirklichkeit, die Qualität (=Eigenschaft) erschafft.

4.5.98, Charles (40)


Wenn es etwas wie die Seele gibt, dann höchstens als Summe dessen, was im Gegensatz zum Begriff Seele konkret zu operationalisieren, d.h. an Indikatoren in der Realität feststellbar ist. Das sind lediglich Verstand und Trieb. Sie sind die beiden einzigen, miteinander im Widerspruch stehenden Elemente des menschlichen Lebens. Seele, wenn man den Begriff verwenden möchte, ist also die Gesamtheit dessen und die Vereinigung im handelnden Menschen: VERSTAND + TRIEB = SEELE

4.5.98, anonym (?)


Die Energie, die den physischen Körper überdauert. Sie hat Eigenschaften wie Erinnerung, ein Ich-Gefühl und den Wunsch Schmerz zu vermeiden.

4.5.98, Rainer (37)


Als erstes muß man unterscheiden zwischen "der" Seele und dem Wort Seele im Sinn einer unsichtbaren Eigenschaft von Dingen.

Unter der ersten Seele verstehe ich etwas was unsere Gedanken, Gefühle und Erfahrung vereinigt und uns damit ausmacht.

Weiterhin ist die Seele sozusagen die Basis unseres Charakters und unserer Gedanken. Auf ihr basiert unsere gesamte Existenz. Sie bestimmt nicht unsere Gedanken und Gefühle, hat aber maßgeblich Einfluß - nicht bewußt - durch ihre Eigenschaft als Basis. Mann kann sich praktisch die Seele als den Boden vorstellen auf dem dann ein Baum wächst. Die Erde hat auch keinen direkten Einfluß mehr auf die Blätter (analog zu Gedanken, Gefühle) die der Baum austreibt, noch kann die Erde die äußerlichen Ereignisse (analog zu Erlebnissen in unserem Leben) die der Baum erlebt, beispielsweise wenn er Abgasen ausgesetzt wird, in irgendeiner Weise beeinflussen, ist aber Faktor in der Reaktion des Baumes. Der Baum kann eingehen oder aber der schädlichen Substanz trotzen.

Die Seele ist also in etwa so zu definieren, das sie unbewußt immer hinter uns steht und Nährboden unserer Selbst ist.

4.5.98, Phillipp (18)


Die Seele ist das biologische Äquivalent eines (noch nicht existierenden) NeuroComputerBetriebssystems.

5.5.98, Florian (19)


Vielleicht ist die Seele nichts persönliches, sondern eine Welt, zu der wir gehören und auf unsere Weise Anteil nehmen. Vielleicht ist sie unser persönlicher Anteil an einer geistigen Welt, der wir es mit unserer Lebensweise sehr schwer machen können, ihren Anteil wahrzunehmen, ihren Beitrag zur Erhaltung und Weiterentwicklung zu leisten.

Vielleicht ist sie all das, was wir fühlen und denken, was wir fühlen und denken und tun könnten, wenn wir nur wissen würden wozu wir eigentlich gehören. Jedenfalls ist sie etwas, deren Bedeutung, deren Ziele und Botschaften wir verstehen lernen sollten.

5.5.98, Benedikt (50)


Seele ist das Bindeglied zwischen bewußter Ratio, persönlicher Ethik und unbewußter Identität. Sie stellt eine, für unsere Sinne und Meßfunktionen unerfaßbare Energieform n-ter Dimension dar. - Damit ist sie gemäß Energieerhaltungssatz dem Energiegehalt nach ewig, allerdings kann sie in andere Formen/Ebenen/Identitäten transformieren. Vielleicht liegt hier der Ansatz zur Reinkarnationstheorie? Jedenfalls ist Seele für mich der Inbegriff des ganzheitlichen Menschen(?)verständnisses.

5.5.98, Alexander (43)


Meine Muttersprache gebraucht das gleiche Wort für Seele und Geist; z.B. spukende Geister sind "Seelen" bei uns, ein Theaterstück oder eine Architektur kann eine Seele haben (oder nicht), die Essenz in den Medikamenten ist "Seele", ein seelenloser Mensch vegetiert nur... Meine Seele trägt meine ganzen Gefühle, Emotionen und Visionen. Ich möchte sagen, meine Seele ist mein eigentliches Ich, meine Seele bin ich.

6.5.98, Günsel (52)


Das ist sehr schwer zu sagen! Ich denke es ist das was den Menschen eigentlich ausmacht, seine Emotionen, Gefühle, Reaktionen und auch seine Ausstrahlung. Denn wenn die Seele eines Menschen traurig ist, kann er keine fröhliche Ausstrahlung haben. Ein Mensch allerdings der sich akzeptiert und glücklich sein kann und ist, hat eine wunderschöne Ausstrahlung. Die Seele ist auch das was nach dem Tod noch vom Menschen übrig ist, den der Körper ist Kleidung und Übergangsphase. Ich stelle mir sogar vor, daß die Menschen die von Gott "gemacht" wurden, eine Seele haben können, das heißt, daß eventuell geklonte oder genmanipulierte Menschen keine Seele haben können.

8.5.98, Eliane (16)


Die Seele ist für mich das Zusammenspiel von allem, von Gedanken, Gefühlen und vom Körper. Und ein Stück weit auch wie eine Verbindung zu etwas unerklärlichem, (Vielleicht Gott????)

10.5.98, Cornelia (21)


Die Seele ist wie ein Fluidum, ein Immer-Bewegliches, Bewegendes und Vermittelndes zwischen den Polaritäten und doch auch diese wieder hervorbringend.

von Unten nach oben: ein helles Wasser, eine Form umfließend und abtastend wahrnimmt; das so Gewonnene verinnerlicht und über das Dasein der Form hinaus bewahrt.

von Oben nach unten: ein strukturierendes Licht, das den Fluß des Lebens modelliert, so daß aus ihm physische Form erwächst.

Das Seelengebiet ist hundertfach vielfältiger als alle Wahrnehmungen der physischen Welt.

12.5.98, Jürgen (36)


Solange wie diesmal habe ich noch nie mit meiner Antwort gezögert ! Obwohl ich mich jetzt fast schon 3 Jahre im weitesten Sinn mit "Seele" beschäftige, wehrt sich in mir etwas mich diesem Begriff begrifflich zu nähern. ich versuche es dilettantisch begrifflichkeitsüberschreitend:

Über Seele im psychologischen Sinn (das was durch vor allem unbewußtes geformt ist, eine Art Energie) und Seele im (naiv)religiösen Sinn (etwas , das man verlieren könnte), scheint mir Seele

  1. eine Art "Feld" im physikalischen Sinn, ein Hologramm zu sein, das in uns Menschen eingefaltet ist, und - je nach religiöser Orientierung bzw. Bewußtseinszustand - die direkte Verbindung zu Gott, zum Tao, zum Logos, zur Urkraft etc. repräsentiert.
  2. Sie reicht über die Einzelpersönlichkeit hinaus ("Individuation" im Sinne Jungs) und hält (wie ein hochelastisches Gummiband die Beziehung zu Gott etc.
  3. Sie hat eine Meisterplan-hafte Vorformung ("Wesen" im Sinne Dürckheims); zu starke Abweichungen durch Ego-haftigkeit ("Atman-Projekt" im Sinne Wilbers) wird solange durch Krisen angezeigt, bis eine dynamische Harmonie/Synchronisierung erfolgt.
  4. Sie entzieht sich der Fassung in Begriffe, bleibt somit rätselhaft - entzieht sich dem direkten Zugang - kann nur intuitiv erfaßt/erlebt werden.
  5. Irgendwie habe ich das Gefühl, je mehr man "Seele" erfährt, desto weniger weiß man darüber ...? (ich bin sehr neugierig auf die anderen Antworten!)
13.5.98, Johann (42)

Seele ist für mich der Kern meiner Persönlichkeit. Wenn ich alle äußeren Faktoren, die mich beeinflussen ausschalte, dann komme ich in diesem Moment meiner "Seele" ein ganzes Stück näher. Seele ist mein manifestiertes Unterbewußtsein, aber verarbeitet in meinem normalen Bewußtsein. Meine Seele ist genau wie mein Körper und wie die mich umgebende Gesellschaft immer in Veränderung, Bewegung, Austausch, und damit am Leben - solange ich lebe.

13.5.98, Nils (20)


Ich glaube, daß die Seele ein Körper ist - eine subtile Form davon natürlich. Die Seele wird also auch gebildet. Irgendwo ist noch eine Ursache dafür vorhanden. Jene noch höhere Ursache ballt die Seele als eine Form von Energie-Körper zusammen. Die Seele ihrerseits wirkt dann auf den physischen Körper ein. Ihre Präsenz im phys. Körper bedeutet Leben. Das Fließen der Kraft der Seele in den Körper hinein ist oft Störungen unterworfen. usw. usf.

21.5.98, Thomas (56)


the inside is out, when the outside is in

21.5.98, Tom (69)


Die Seele ist das Bett des Bewußtseins. sie ist der Verbindung des kosmischen Bewußtseins zum Individuum.

21.5.98, Nicolas (17)


Die "Seele" ist für mich das "Innerste" des Menschen, das, was sein Wesen ausmacht, also die Gesamtheit bewußter und unbewußter psychischer und geistiger (intellektueller) Vorgänge im Gegensatz zum körperlicher Sein, aber nicht(!) unabhängig davon. Mit anderen Worten: die "Seele" ist das Produkt, das sich aus der geistigen Verarbeitung von Umwelterfahrung und Körpererfahrung individuell verschieden ergibt und sich ständig in gewisser Weise verändert.

21.5.98, Chris (37)


Die Seele ist das, was wir als unser "Ich" wahrnehmen, sie ist das, was zwischen den Welten (Traum, Wachen, vielleicht auch Tod und Leben?) wechseln kann, sie ist das, was unser ursprüngliches (kollektives) Wissen enthält und unser Gewissen, unsere Vorstellung von Moral und unseren Glauben (an eine höhere Macht; an außerirdisches Leben, an Liebe, an das Gute usw.) steuert. - Diese Antwort erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

21.5.98, Isabelle (32)


Der Begriff "Seele" hat m.E. im deutschen Sprachgebrauch eine doppelte Bedeutung. Einmal drückt sie das innere Gefühl (außerhalb der Empfindungen) aus. Und als zweites das innere Selbst, die Wesenheit des Menschen, die auch als das Göttliche in uns angesehen werden kann. Diese Begriffsvermischung führt oft zu schlimmen Verwechslungen! Ich sehe als Seele nur dieses innere Selbst an, dasjenige, was nach dem Tod weiter existiert und unsere wirkliche Identität ausmacht.

21.5.98, Sabine (25)


Ich verstehe unter "Seele" die Summe meiner Denk- und Empfindungsfunktionen. Also die Gesamtheit der unbewußten Triebe, das Moralempfinden sowie das "Ich"-Empfinden. Kurzum: Die Seele ist das, was meine Persönlichkeit ausmacht.

22.5.98, Michael (?)


Mit Sheldrake's morphogenetischen Feldern könnte der heutige Seelenbegriff in Verbindung gebracht werden; Watson's Kontingentsystem gehört auch in den Themenkreis.

22.5.98, anonym (?)


Hören Sie sich die späten Streichquartette Beethovens oder Schuberts an, dann werden Sie wissen, wie sich eine Seele äußert, und Sie werden wissen, wie sich die heimatlose Seele fühlt (L.v.B., Große Fuge op. 133). Die Seele muß entwickelt werden, durch bewußte Arbeit an sich selbst. Die Seele muß Orientierung erhalten und durch Schulen hindurchgehen um aufzuwachen. Der Meister ist das Leben selbst, doch müssen wir lernen, dies nicht nur in der Theorie anzuerkennen. Wenn es etwas gibt, das den Tod übersteht, dann ist es die entwickelte Seele.

22.5.98, Roland (39)


Eigentlich würde ich das Feld gern freilassen und dies als Antwort geben - ich kann die Seele nicht in Worte fassen: und schon klappt's nicht - wie sie kommunizieren, und schon im Net ? Ehrfurchtsvoll merke ich, wie ich so an meine Grenzen gerate; es gibt mir ein Gefühl von ratloser Dankbarkeit...

23.5.98, Stefan (36)


Ich denke, das ist ein imaginärer Punkt in unserem Körper, an dem die Gefühlswelt stattfindet. Ich glaube aber nicht, daß er bei einer Obduktion gefunden werden kann. (Descartes hielt die Zirbeldrüse, eine mit Kalkgries gefüllte Ausstülpung der Gehirnbasis, für den Sitz der Seele. Diese Theorie ist bis heute nicht widerlegt, aber ich bin nicht dieser Meinung)

23.5.98, Kristin (16)


Für mich bildet die Seele gemeinsam mit dem Körper die Einheit "Mensch". Während der Körper dem Tod überlassen werden muß, besteht die Seele - ohne materielle Substanz - auch über diesen Zeitpunkt hinaus, vielleicht ja nur als Gedanke bei den Menschen, die sich an mich erinnern. Zu "Lebzeiten" erfüllt die Seele das Gerüst der äußeren Hülle mit Gefühlen, Regungen, Lebensenergie: man ist "beseelt", man ist "ein Seelchen", oder aber man weint sich "die Seele aus dem Leib".

24.5.98, anonym (?)


Seele ist das Innere eines Menschen, daß aus der jenseitigen Welt kommt und hier in einen Körper inkarniert, um eine Entwicklunsstufe durchzumachen. In der Seele liegt das einzig wahre Leben, weil diese auch nach dem Tod des Körpers weiter besteht und zu höherem Bewußtsein gelangen kann.

In fast allen Religionen wird angedeutet, daß es eine Entwicklung des Menschen gibt, die sich nach dem Tod des Körpers fortsetzt. Eine der klarsten Aussagen hierzu findet man im Sufismus:

Ich starb als Stein und sproßt als Pflanze auf,
ich starb als Pflanze und ward Tier darauf.
Ich starb als Tier und bin zum Mensch geworden,
was grauet mir, hab durch den Tod ich je verloren.

Als Menschen rafft er mich von dieser Erde,
daß ich des Engels Fittich tragen werden
Als Engel noch ist meines Bleibens nicht,
denn ewig bleibt nur Gottes Angesicht.

Dort trägt mein Flug mich noch weit über Engelshort,
zu unerdenklich hohem Ort.
Dann ruf zu nichts mich - denn in mir klingts wie Harfenlieder,
daß zu ihm wir kehren wieder.

(Dschelaleddin Rumi, 1207-1272)

24.5.98, Günter (32)

Die Seele muß etwas ganz besonderes sein. Wenn ich mir vorstelle sie ist im Körper, müßte sie ja zerquetscht werden, wenn ich überfahren werde oder so.Also, glaube ich, sitzt die Seele an einem sicheren Ort (bei Gott) und ist aber dennoch mit mir verbunden durch eine besondere Art Funkkontakt, den nur meine Seele und mein Körper verstehen.

25.5.98, Tina (19)


Seele ist eigentlich nur ein religiöser Begriff. Bewußtsein und Geist sind jene Komponente, die von der Hirnmasse als Kraftfeld erzeugt werden und die Denken ermöglichen. Aber mit der Materie schwindet auch das Kraftfeld dahin.

26.5.98, Bruno (64)


Seele ist die Summe meiner geistigen, emotionalen und kognitiven Fähigkeiten, ein anderes Wort für den Lebenshauch, der aus 70 kg Materie einen Menschen macht, der "ich" sagen kann. Körper und Seele sind nur gedanklich, nicht in der Realität voneinander zu trennen. Deshalb sind alle religiösen Vorstellungen von der göttlichen Rettung der Seele nach dem Tod eine Illusion, ihnen fehlt übrigens auch die biblische Basis.

Mit dem Tode ist (glücklicherweise?) alles aus. Nichts anderes meint die mythische Rede des Neuen Testaments von der "Auferstehung mit einem neuen Leib".

26.5.98, Volker (66)


Unter "Seele" verstehe ich zweierlei. Erstens den "Teil" von uns, mit dem wir umgangssprachlich den Bereich der Gefühle, Empfindungen, Ängste, Hoffnungen etc. bezeichnen.

Zweitens im eigentlichen Sinne unser "wahres Wesen", die Ebene "der Leerheit" in uns, "das Göttliche" in uns oder wie immer man es umschreiben will, jedenfalls das, was "trans- zendent", "nicht-gestalthaft", "Nicht-Form" ist.

27.5.98, Tatanka (32)


Zuerst einmal glaube ich, daß es eine Seele gibt, was ja nicht automatisch vorausgesetzt werden kann. Allerdings gebrauche ich diesen Begriff nicht allzu häufig, da er mir irgendwie zu sehr kirchlich-religiös besetzt ist. Letztendlich glaube ich, daß die Seele jenseits der Vorstellungskraft eines lebenden Menschen ist, aber um überhaupt darüber nachdenken zu können muß man meines Erachtens ein gewisses Bild davon haben. Für mich ist die Seele eine Art Energie, die sich im Laufe eines Lebens verändert und weiterentwickelt und nach dem Tode irgendwie erhalten bleibt. Wie gesagt, die dann gültige Daseinsform ist unvorstellbar und ob dann Reinkarnation oder sonstige "Danachvorstellungen" eintreten, dazu habe ich keine feste Meinung. Wichtig für mich ist, daß der menschliche Geist eine Dimension hat, die jenseits von Logik und Beweisbarkeit liegt.

28.5.98, Rainer (36)


Unter Seele verstehe ich das individuelle Selbst aus dem Meer des großen Bewußtseins, das Erfahrungen in den Inkarnationen sammelt mit dem Ziel der Erhellung, der Vereinigung zum Einssein (Auflösung der Karma/Schatten).

28.5.98, Sylvia (38)



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© 1998 Friedhelm Pielage